Kategorie: solaMoments
Oh, wie schön ist Kanada
Mein sehr persönlicher Reisebericht
Von solamento CEO Sascha Nitsche
Ich starte mit euch auf eine Kanada-Experience, genauer gesagt, in Alberta. In dieser Provinz liegt die bezaubernde Stadt Calgary. Von hier aus beginnen wir unseren 18-tägigen Roadtrip. Vor uns liegen knapp 2.800 Kilometer Fahrtstrecke, der Jasper National Park, und wir hoffen, zahlreiches Wildlife wie Bären, Elche und Wale zu entdecken. Ziel unserer Reise ist die viel gehypte Stadt Vancouver.
Es ist der 22. Juli 2024, für mich ein besonderes Datum. Schließlich fliege ich mit meiner Familie in meinen „50. Geburtstags“-Urlaub, mein persönliches Geburtstagsgeschenk. Ein Geschenk war schon die Anreise. Condor hat uns in der Business Class nonstop in etwas mehr als neun Stunden direkt und pünktlich nach Calgary geflogen. Das Produkt auf dem A330neo des „Ringelsockenfliegers“ ist großartig. Für alle, die allein fliegen, empfiehlt es sich, die ganz linke oder ganz rechte Seite zu buchen, denn der Neo ist im eins-zwei-eins-Muster bestuhlt.
Start in Calgary
In Calgary angekommen, haben wir unseren Minivan übernommen. Wer Nordamerika kennt, weiß: Ein Minivan ist wie ein VW Sharan in der XL-Version. Für meine fünf Mitreisenden und mich war das Auto, inklusive Gepäck, optimal. Am dritten Tag hatten wir den Minivan innerhalb von zwei Minuten gepackt und konnten diese Zeit bis zum Ende der Reise nicht mehr toppen. In unserem Appartement angekommen haben wir die Koffer untergebracht und dann hieß es, aktiv bleiben. Inzwischen waren wir schon einige Stunden auf den Beinen, und in Deutschland war es inzwischen Nacht. Wichtig war uns deshalb, schnell mit dem Sightseeing in Calgary zu beginnen, um den Jetlag zu überwinden. Ab diesem Moment war meine Auto-Crew mit Aufgaben beschäftigt. Die einen mussten Sightseeing-Tipps ausarbeiten, die anderen sorgten für Musik und die täglichen Food-Stopps.
Tipp: Erstelle eine Playlist, zum Beispiel mit Spotify. Wir haben alle zwei Tage jeweils drei Songs ausgewählt und zur Playlist hinzugefügt. So konnte jeder Einfluss auf die Musikauswahl nehmen. Das Beste war jedoch das Rätselraten, von wem die Songs ausgewählt wurden. Entertainment ist auf einem Roadtrip absolut wichtig, und für uns waren die Trips damit stets kurzweilig und unterhaltsam.
Tipp: Wer Lust auf unsere Playlist hat, hier ist sie, viel Spaß: https://open.spotify.com/playlist/3QctFLlHH0SVhRXlH6hToe?si=_m9bpYKeTR-QhYhTPP7QMA&pi=e-ntxvkMjMSZul&nd=1&dlsi=515b58a943d442d0
Der erste Blick auf die „Rockies“
Nachdem wir uns durch den ersten Abend gekämpft hatten, stand die erste Nacht an, und ich konnte in meinen Geburtstag hinein- und durchschlafen. In Deutschland war schon längst Mitternacht vorbei, und so trudelten die ersten Nachrichten ein. Es war quasi mein längster Geburtstag, den ich in 50 Jahren feiern konnte. Ausgeschlafen und mit lieben Geschenken beglückt, ging es endlich los – der Start unseres Roadtrips. Der hybride Toyota hatte sein heutiges Ziel ins Navi eingetragen: Dead Man’s Flats. Voller Spannung fuhren wir los. Unser erstes Ziel war ein Supermarkt. Kleine Snacks und jede Menge Wasser durften nicht fehlen. Ich gebe zu, für die Abendstunden war auch genügend Bier an Bord.
Schon nach den ersten Stunden Fahrt hat uns Kanada sofort verzaubert. Egal, mit wem man dort in Kontakt kam, die Menschen waren freundlich und herzlich. Gut, es war erst der Anfang, aber ich spoilere an dieser Stelle: Das hat bis zum Schluss angehalten!
Vielleicht habt ihr Bilder vom Westen Kanadas im Kopf: Natur? Wälder? Tiere? Seen? Wundert es euch, wenn ich jetzt schreibe: „genauso ist es“? Nach gut zwei Reisestunden sind wir über den Highway gefahren – gut, „gefahren“ bei 100 km/h. Übrigens hat Kanada das metrische System, das heißt, Meilen und Fahrenheit gibt es hier nicht. Nachdem wir mit unserem Toyota schon etwas Strecke gemacht hatten, passierten wir die ersten Waldschneisen und legten einige Höhenmeter zurück. „Yes, die Rockies sind da!“ Nach einer längeren Bergpassage bogen wir um die Ecke, und da war er – unser erster Pausenplatz. Ein riesiger See – gefühlt fast so groß wie der Starnberger See. Jedenfalls hieß es für die ganze Familie: Raus aus den Klamotten und rein in die Badesachen. Das Wetter war perfekt. Zu dieser Jahreszeit war es dort 30 Grad warm. Perfekt für mich als Sonnenliebhaber, und was könnte schöner sein, als an seinem 50. Geburtstag mit seiner Familie einfach mal abzutauchen und sich treiben zu lassen.
Von dort waren es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem nächsten Übernachtungsziel.
Wenn man von Calgary Richtung Jasper Nationalpark fährt, sollte man unbedingt diese Strecke wählen: Anstatt Highway No. 1 ist der kleine Parallel-Highway No. 1A zu empfehlen. Warum? Laut Erfahrungswerten der solamento Kanada-Spezialisten hat man hier die größte Chance, „Wildlife“ zu entdecken. Wir haben bisher nur diese zauberhaften Murmeltiere bestaunen können. Die sind aber auch niedlich.
Begegnung mit einem Bären
Jedenfalls hieß es für uns ab sofort: „Augen auf, wir wollen einen Bären sehen!“ In der Region um Dead Man’s Flats, sagte uns der nette Typ vom Check-in: „Seid früh am Lake Louise, und wenn ihr Tiere sehen wollt, nutzt den kleinen Highway, der hier durch die Berge im Kreis wieder zu uns zurückführt.“ Diese kleine Runde hat „nur“ sechs Stunden gedauert. Kanada eben – andere Entfernungen und dazu ein anderes Zeitgefühl. Aber egal, wir haben Urlaub. Also: Augen auf und los. Nachdem wir unseren eigentlichen Highway verlassen hatten und mit dem kleineren Rundkurs starten wollten, bremste ein Auto im Gegenverkehr auffällig ab und blieb stehen. Irgendwas musste passiert sein. Ich brachte ebenfalls den Wagen zum Stehen, irgendwas war seltsam… Da war er, unser erster Braunbär, der schlaksig den kleinen Highway überquerte. Er schlich vor unserem Auto vorbei, ging den Abhang hinauf und verschwand dann wieder in der Wildnis. „Tatsächlich, es gibt sie wirklich.“ Das Glücksgefühl durchflutete den Van. Gleichzeitig spürten wir jedoch auch den Respekt vor diesen Tieren.
Lake Louise
Nachdem wir an diesem Tag noch einige Seen besucht hatten, fuhren wir abends noch in den Supermarkt und in einen bauhausähnlichen Laden. Warum? Wir mussten unbedingt noch eine „Bärenglocke“ kaufen.
Tipp: Diese Bärenglocke befestigt man an seinem Wanderrucksack. Durch das Gebimmel wie auf einer Kuhweide in den Schweizer Alpen, „verscheucht“ man die Bären.
Unsere Glocke hatte die Farben Schwarz-Gelb, wie unsere Borussia. Das musste doch ein gutes Zeichen sein. Aber will man die Bären wirklich verscheuchen? Die andere Frage ist: Will man ihnen einfach so begegnen? Ein sehr ambivalentes Gefühl machte sich breit. Nicht nur bei mir, der erhöhte Stresspegel bei einigen Familienmitgliedern zeigte sich hin und wieder. Wie soll man da mit der Familie entspannt durch die Wildnis wandern? Mit Mut und der Glocke in der Hand haben wir es jedenfalls geschafft, und nach knapp fünf Kilometer Fußmarsch vom Parkplatz aus haben wir Lake Louise erreicht.
Dieser See besticht durch seine Farben, die natürlich tausende Menschen anlocken. Aber dadurch, dass sich alle am Seeufer entlang positionieren, gelingen Fotos ohne Menschen. Diese Laune der Natur ist wirklich beeindruckend. Leider hat uns inzwischen die Nachricht erreicht, dass der Jasper Nationalpark in Flammen steht. 60 % sind abgebrannt. Der Himmel hatte sich inzwischen auch getrübt, und ein verbrannter Geruch lag in der Luft. Für uns hieß das: umplanen. Ich musste kurzerhand andere Hotels buchen und die Route umstellen. Ziel blieb Vancouver.
Mitten in der Natur
Wie das Schicksal manchmal so spielt, habe ich noch eine Verlängerungsnacht bei Karee und Ron bekommen. Mitten in der Natur haben die beiden nachhaltige Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen. Nach einer herzlichen Begrüßung liefen wir etwa zehn Minuten eine kleine Offroadstrecke hinunter zu unserem Holzhaus. Bienenstöcke, Steine und Geröll, Bäume und der vorbeirauschende Fluss waren unsere Gesellschaft für die nächsten 48 Stunden.
Tipp: Fragt gerne einen unserer solamento Reiseexperten nach derartigen Unterkünften
Ich hatte mich übrigens bei unserem letzten Einkauf dazu entschieden, ein Zwei-Mann-Kajak zum Aufblasen zu kaufen. Das war ab sofort das Zusatzgepäck, das zwischen Nele und Jannis in unserem Auto Platz fand.
Kleine Bootstour
Ich habe unseren kanadischen Gastgeber Ron gefragt, ob er einen See-Tipp für uns hätte. „Na klar“, hatte er einen Tipp und bot sich gleich als Scout an. „I will show you the place, it is close but it is not easy to find“, meinte er, nach knapp 30 Minuten Fahrt, die er einfach so auf sich genommen hatte. Wir waren da, niemand sonst. Oder doch? Wir waren jedenfalls auf „Wildlife-Empfang“ eingestellt. Zeit, unser Boot aufzupumpen und in die Natur hinauszufahren. Ron hatte sich inzwischen verabschiedet, bat uns aber, kurz Bescheid zu geben, wenn wir wieder zurück in der Stadt sind. „Yes, they care“ – und das von Herzen.
Alles, was wir bei dem Ausflug gesehen haben, waren blauer Himmel und Tannenwälder – aber keinen Bären. Schade. Aber wir haben ja noch ein paar Tage.
British Columbia
Nachdem wir wieder jede Menge Spaß an und in Seen hatten, setzten wir unsere Reise Richtung Westen fort. Inzwischen sind wir im Bundesstaat British Columbia angekommen und dürfen die Uhr noch eine Stunde zurückstellen. Inzwischen sind es 9 Stunden Zeitverschiebung zu Deutschland. Aber ehrlich, who cares? Wir sind sofort in die kanadische Zeit eingetaucht und waren jetzt für 18 Tage Kanadier und Entdecker. Apropos Entdecker: Seit unserem zweiten Tag haben wir keinen weiteren Bären gesehen. Die Anspannung blieb erhalten. Wir wollten unbedingt noch einen Bären sehen. Stattdessen weckte uns in einiger Entfernung lediglich der Brunftschrei eines Elches.
Whistler und Squamish
Das Thermometer blieb bei sehr angenehmen Temperaturen, aber wenn man an Kanada denkt, denkt man unweigerlich an Schnee und Olympische Spiele. Nun sind wir dann auch endlich in Whistler angekommen. Leider war es nur eine Durchfahrt in unserer Planung, aber es war sehr sehenswert. Ich glaube auch, dass es im Winter hier richtig Spaß macht.
Nachdem wir hier mal wieder einen Burger gegessen hatten, ging es weiter Richtung Squamish. Der Ort liegt etwas oberhalb von Vancouver. Wir fanden es großartig. Warum? Es war beschaulich, die Berge im etwas entfernten Whistler konnte man am Horizont erkennen, und die Sonne hat uns auch heute wieder verwöhnt. Zeit für Spare Ribs und ein frisch gezapftes Bier.
Wir sind am Pazifik!
Heute ist ein besonderer Tag. Wir erreichen den Pazifischen Ozean und setzen von Horseshoe Bay nach Nanaimo, auf Vancouver Island, über. Wir sind schon 10 Tage unterwegs. Die Murmeltiere sind gewichen, aber einen Bären haben wir seit fast 10 Tagen immer noch nicht wiedergesehen. Aufgrund unseres Dilemmas mit dem Jasper-Brand mussten wir unsere geplante Traumlodge (Tekarra Lodge) in Jasper stornieren. Dadurch hatten wir wieder frisches Budget. Zeit, sich etwas zu gönnen. Wir haben uns in Nanaimo ein wunderbares Haus gebucht – mit Pool und Weitblick. Bei gutem Wetter konnte man bis Vancouver sehen. Und das, obwohl die Fährüberfahrt knapp 1,5 Stunden dauert.
Der Hunger nach Wildlife wurde nicht durch einen Bärenbesuch in unserem Vorgarten gestillt, aber täglich hatten wir Rehe im Garten, die lustig am Rasen des Nachbarn knabberten. Scott, unser Vermieter, erzählte uns, dass vorne links im Baum ein Adlernest ist und der Nachbar dadurch nicht ausreichend Abstand gewährleisten kann und er somit keinen Pool bauen darf. Bedauerlich für den Nachbarn, aber wir hatten einen Pool und den weiten Blick auf den Ozean, die Inseln und natürlich auch auf das Adlernest. Dann war er da – der Weißkopfseeadler. Ein edles Tier, wenn es durch die Lüfte schwebt.
Nach einigen Marshmallow-Eskapaden war es auch hier nach 3 Tagen Zeit, wieder die Koffer zu packen und uns Richtung Victoria zu begeben. Victoria ist die Hauptstadt British Columbias und von Wasserstraßen umgeben. Außerdem verbindet Victoria mit ihren Wasserflugzeugen zahlreiche Städte in der unmittelbaren Umgebung miteinander.
Whale Watching
Uns fehlte noch ein besonderes Tier: der Wal. Wenn man Walbeobachtungen machen möchte, dann sicherlich hier von Victoria aus. Der Halbtagesausflug dauert 4 bis 5 Stunden, und wir hatten das Glück, zwei Buckelwale zu sehen. Es ist wieder eines dieser Wunder und ganz sicher ein „Once in a Lifetime“-Moment. Was ich betonen möchte: Die Betreiber haben jede Menge Auflagen, wie sie mit den Tieren umgehen müssen, und sie dürfen beispielsweise nicht näher als 100 Meter an die Tiere heranfahren.
Tipp: Wer hier Zeit sparen will, sollte einige Strecken mit dem Wasserflugzeug einplanen, zum Beispiel von Victoria nach Tofino. Inzwischen sind wir routiniert und fühlen uns einfach nur wohl.
Die Distanzen haben wir mit drei bis fünf Stunden Fahrt immer wieder kurzweilig gestaltet. Die Fährüberfahrt zurück von Victoria nach Vancouver war wieder pünktlich und perfekt organisiert. Hier braucht man sich keine großen Gedanken machen. Mit dem vorab gekauften Ticket fährt man einfach an den Schalter und bekommt eine „Line“ zugewiesen. Dort heißt dann es warten, bis man auf die Fähre fahren darf. An Bord gibt es ein Bordrestaurant und jede Menge Sitzgelegenheiten.
Vancouver
Vancouver, du hast eine zweite Chance verdient. Aber irgendwie hat mich diese Stadt nicht begeistert. Es gibt moderne Hochhäuser, aber ich habe selten so zerstörte Menschenseelen wie in Chinatown gesehen. Drogen haben hier ihre Spuren hinterlassen, und die Süchtigen laufen herum wie „Walking Deads“. Wir haben unter anderem die Auszeit im Stanley Park genossen, einem Stadtstrand mitten in Vancouver. So langsam kommt Wehmut auf, denn unsere letzten Tage in Kanada sind gezählt. Wir spazieren durch die Stadt und laufen an der historischen Dampfuhr vorbei – eher zufällig, aber es ist eine der Berühmtheiten von Vancouver, die zu jeder vollen Stunde durch ihr Glockenspiel die Aufmerksamkeit der Touristen auf sich zieht.
Nachdem wir an unserem letzten Tag unser Appartement schon um 10:00 Uhr verlassen mussten, stellte sich die Frage: Was nun? Was machen wir? Ich hatte vier Frauen dabei, also: Shoppen!
Tipp: Wenn euer Abflug am Nachmittag ist, nutzt kurz vor dem Abflug einen Stopp im Outlet-Center. Das liegt unmittelbar am Flughafen, man kann kostenlos parken und hier seine letzten Dollars ganz leicht loswerden. Übrigens Dollars: Auf der gesamten Reise haben wir nur einmal Geld tauschen müssen. Warum? Ganz einfach: Es gab ein deutsch-kanadisches Restaurant, das das Beste aus Clearwater bieten sollte. Das stimmte sogar, aber hier galt „cash only“.
Man kann Kanada also bequem mit der Kreditkarte bereisen, was insgesamt sehr entspannend ist.
Die letzten Shoppingtüten sind verstaut, jetzt heißt es volltanken und den Wagen abgeben. 18 Tage sind so schnell vergangen, und die „Ringelsocke“ von Condor fliegt uns jetzt pünktlich in 9 Stunden und 30 Minuten zurück nach Frankfurt. Oh Mann, ich habe einige Videos zusammengeschnitten, damit man einen kleinen Eindruck bekommt. Aber ich kann sagen: Kanada gehört zu meinen Top-3-Reisezielen, und damit haben „Land und Leute“ echte 5 von 5 Sternen verdient.
„Bye bye and see you again, Canada, I promise.“